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Kurányi (Teil 2): S04 hat die besten Fans

Kurányi machte in der Bundesliga vor allem beim VfB und S04 von sich reden
Kurányi machte in der Bundesliga vor allem beim VfB und S04 von sich reden
29. März 2001, 10:42
sport.de
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Im zweiten Teil des Interview mit sport.de äußert sich Kevin Kurányi zur Situation beim FC Schalke 04 und schätzt die Aufstiegschancen des VfB Stuttgart ein. Außerdem blickt er auf seine Nationalmannschaftskarriere zurück.

Sie bezeichnen sich unter anderem als Schalke-Fan: Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung ihres Ex-Klubs?

Ich denke, sie hatten einen schwierigen Start, auch bedingt durch den Umbruch. Klar ist das dann nicht einfach. Ich glaube, der neue Trainer und der neue Manager versuchen, es gut hinzubekommen, obwohl Schalke kein einfacher Verein ist. Alle Schalker wollen gern noch oben gucken und das eigene Team oben stehen sehen. Und ich hoffe, dass sie es jetzt so gut wie möglich hinkriegen. Sie sind auf einem guten Weg und stehen hoffentlich am Ende der Saison so weit oben wie möglich.

Sie haben ja selbst einige Derbys mit Schalke gegen den BVB bestritten: Was haben diese Spiele ausgemacht?

Diese Spiele sind einfach etwas ganz Besonderes. Da wird schon wochenlang vorher mitgefiebert. Die Fans zeigen deutlich mehr Flagge. Autos werden dekoriert mit den Wappen der Vereine. Alle wissen, dass in dieser Partie unbedingt gewonnen werden muss. Diese Emotionen, die in solch einem Derby stecken, die machen einfach den Fußball aus. Wenn man dann noch ein Tor schießt und mit seiner Mannschaft den Sieg feiert, dann ist das einfach ganz speziell für jeden Spieler.

Wie schätzen Sie die Situation beim VfB ein? Waren Sie überrascht vom Abstieg? Gelingt der direkte Wiederaufstieg?

Überrascht war ich nicht, dass es in die 2. Bundesliga ging, weil der VfB auch in den Jahren zuvor immer schon um den Abstieg mitgespielt hat. Man hat schon die Richtung gemerkt, in die es ging und dass sich langsam etwas tun muss. Leider hat es nicht geklappt. Jetzt gab es hier beim VfB einen großen Umbruch nach dem Abstieg.
Die Mannschaft hat aber auf jeden Fall die Qualität, wieder aufzusteigen und dann in der Bundesliga zu bestehen. Und ich wünsche dem VfB, dass es klappt, weil sie es verdienen, in der 1. Liga zu sein.

Ihre Pläne nach der aktiven Laufbahn sind noch nicht ganz klar. Manager, Spielerberater, Trainer: alles ist für sie vorstellbar. Wobei sie den Trainer-Beruf noch am ehesten ausschließen. Warum eigentlich?

Weil ich weiß, wie schwierig es ist, Trainer zu sein. Man hat 20, 25 Spieler, vielleicht sogar 30, die alle verschiedene Charaktere haben. Und jeder glaubt, besser zu sein als der andere. Jeder sagt: Warum spiele ich nicht. Das hinzukriegen, dafür muss man schon ein Talent und viel Ruhe haben. Und ein Gefühl, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wer weiß, vielleicht passiert irgendwann irgendwas, dass ich es probieren möchte und mich in der Rolle wohlfühle...

Aber ihre eigenen Kinder sind doch sicher Fußballfans?

Auf jeden Fall. Mein Sohn spielt unheimlich gern Fußball und trainiert viel. Da kann ich das Trainersein schon ein wenig üben (lacht).

Ist er denn Schalke- oder VfB-Fan geworden?

Er ist Fan von jedem Verein, für den ich gespielt habe. Er hat alle Trikots.

Sie engagieren sich gegen Rassismus. Wie sehr sind Sie in ihrer Laufbahn damit in Berührung gekommen?

Ich habe in meiner Karriere einige Anfeindungen erlebt, vor allem bei Mannschaftskollegen, die farbig waren. Egal ob in Deutschland oder Russland. Überall gab es Fans, die nicht nachdenken, was sie sagen oder tun. Die vielleicht auch gar nicht die Intelligenz haben, um weltsichtig zu sein. Es gibt keine Farbe, es gibt keine Mentalität oder kein Land, sondern wir sind alle gleich und sollten offenherziger sein.

Haben Sie selbst denn mal etwas abbekommen?

Am Anfang, als ich aus Brasilien kam, und mein Deutsch noch nicht so gut war, habe ich schon etwas mitbekommen von Leuten, die sich darüber lustig gemacht haben und Blödsinn geredet haben. Aber solchen Menschen sollte man gar nicht zuhören und ihnen gar keine Beachtung geben. Das sind unwichtige Leute im Leben, die man gar nicht braucht.

Sie waren bei Fifa 09 auf dem Cover: Sind sie selbst Videospiel-Fan?

Ich habe vor allem früher Fußball auf der Konsole gespielt. Jetzt spiele ich nur noch ab und zu mal mit meinem Sohn, aber verrückt danach bin ich nicht.

Das heißt Ihr Sohn hat sie schon abgehängt?

Naja, der ist auch nicht der verrückte Zocker. Der spielt zwar gerne. Aber mir ist lieber, wenn er rausgeht, mit dem Ball spielt und sich bewegt. Heutzutage sind die Kinder zu viel drin und zu sehr auf Internet/Online/Konsole fixiert. Lieber raus und Fahrrad fahren, Fußballspielen, so wie es früher war.

Auf dem FIFA-Cover haben Sie ein Nationalmannschaftstrikot an: Über die ganzen Vorkommnissen, wie die Stadionflucht in Dortmund 2008 wurde genug gesprochen. Wie würden Sie ihre DFB-Karriere einordnen?

Es war eine sehr tolle Karriere bis zu meiner falschen Entscheidung. Ich habe viele Spiele gemacht, viele Tore geschossen. Es hätten auch mehr sein können, aber leider habe ich einen Fehler gemacht. Aber das passiert. Ich habe daraus gelernt und ich hoffe, dass ich diesen Fehler als Tipp für die jungen Spieler später einmal benutzen kann.

Trotzdem: Sie haben in acht Saisons nacheinander in der Bundesliga immer mindestens zweistellig getroffen: Haben Sie sich da nicht zu wenig geschätzt gefühlt?

Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, ich wurde gut eingeschätzt und hatte eine gute Zeit in der Nationalmannschaft. Klar hätte ich mir mehr Einsätze gewünscht und hätte dann sicher auch noch mehr Tore geschossen. Aber die Konkurrenz war groß, wir hatten tolle Stürmer und daher ist es okay, wie es gelaufen ist.

Als Joachim Löw Sie mit Blick auf die WM 2010 nicht nominierte, gab es ein unheimliches Echo der Schalke-Fans, die schon im Vorfeld mit Plakaten Ihre Berücksichtigung gefordert hatten...

Genau deswegen habe ich diese Fans immer sehr sehr geschätzt und habe sie immer noch im Herzen. Am Anfang war es noch sehr schwierig bei Schalke, da wurde ich falsch eingeschätzt. Aber dann habe ich mich durchgekämpft, habe mich in die Herzen der Schalke-Fans geschossen und das haben die Fans honoriert. Und als es mir dann schlecht ging, waren die Leute für mich da. Das schätze ich bis heute sehr an Schalke, Gelsenkirchen und den ganzen Fans. Der Klub ist einfach etwas besonderes. Alle leben für den Verein. Die Menschen dort verdienen nur das Beste.

Was würden Sie einem Spieler, wie Sandro Wagner sagen, der auch in den letzten Jahren gut getroffen hat, aber bislang nicht eingeladen wurde?

Wenn man als Stürmer so viel trifft und so eine gute Saison spielt, dann wünscht man sich natürlich schon, in der Nationalmannschaft zu spielen. Aber man weiß ja auch nicht, wie der Trainer denkt, was der Plan des Coaches ist. Das hat man ja damals schon bei Stefan Kießling gesehen, der auch viele Tore geschossen hat und nicht eingeladen wurde. Da war es eine ähnliche Situation wie bei Wagner.

Mit Mario Gomez spielt einer der letzten klassischen Strafraumstürmer in der DFB-Elf. Sterben Stürmertypen, wie Sie sie es auch waren, aus?

Ich hoffe nicht. Aber man sieht schon, dass es weniger gibt als früher. Ich hoffe, dass noch ein paar nachkommen. In der U21 gibt es ja zum Beispiel Davie Selke. Das ist schon relativ eng. Ich denke aber, dass sich solche Stürmertypen immer wieder durchsetzen werden, weil die Teams sie brauchen.

Zum Abschluss noch etwas anderes. Ihr Bart war jahrelang ihr Markenzeichen, war meist millimetergenau rasiert. Mittlerweile tragen sie einen kurzen Vollbart: Ist das Bequemlichkeit oder wollten Sie mal etwas probieren?

Ich glaube beides. Eine Weiterentwicklung einerseits, aber auch Bequemlichkeit. Und am Ende natürlich auch modisch mal etwas anderes. Von allem ein bisschen (lacht).

Hier geht's zu Teil I: Dort lesen Sie, welcher Tainer Kevin Kurányi am meisten geprägt hat, wie er die Lage in Hoffenheim einschätzt und inwiefern China eine Option für viele Fußballer ist.

Das Gespräch führte Chris Rohdenburg

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