China hat eine Großoffensive im deutschen Fußball gestartet und will mit einer engen Kooperation den Entwicklungsprozess beschleunigen.
Für das Reich der Mitte ist Deutschland die Endstation Sehnsucht - zumindest was den Fußball anbelangt. Die hochrangige Delegation aus China war vergangenen Freitag im Bundeskanzleramt in Berlin zu Gast, um mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Beisein von Kanzlerin Angela Merkel historische Verträge zur deutsch-chinesischen Fußballkooperation zu unterschreiben.
Eine Einbahnstraße ist das Ganze allerdings nicht. Wie sagte doch DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius auf dem DFB-Bundestag in Erfurt: "Es haben mehr Chinesen das WM-Finale 2014 verfolgt, als Deutschland Einwohner hat." In Fernost ergeben sich für DFB und DFL große (Vermarktungs-)Chancen.
Wachsender Markt
Der chinesische Markt wächst mit enormer Geschwindigkeit, die Begeisterung für Fußball ist trotz der schwachen Nationalmannschaft riesig - vor allem für die Bundesliga. Laut einer Studie ist Rekordmeister Bayern München der beliebteste Klub in den digitalen Medien, die Eliteklasse die populärste Liga. Die zunächst fünf Jahre andauernde Partnerschaft enthält eine "Grundlagenvereinbarung auf Staatsebene" sowie verschiedene Fußballabkommen.
"Die Zusammenarbeit zielt auf kontinuierlichen, wechselseitigen Austausch zwischen beiden Ländern ab", teilte der DFB mit: "Dabei soll durch umfangreiche Maßnahmen die Entwicklung des chinesischen Fußballs unterstützt werden - etwa in der Ausbildung von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern sowie durch einen Wissensaustausch im Bereich der Liga-Organisation."
TV-Gelder könnten steigen
Der chinesische Markt bietet allerdings auch große Einnahmequellen. 600 Millionen Euro erhält die englische Premier League für vier Jahre ab 2019 vom chinesischen Fernseh-Verbund.
Die deutschen Vorzeigeklubs Bayern München und Borussia Dortmund haben bereits eigene Büros in Asien. Bayer Leverkusen wird den Chinesen beim Aufbau des deutsch-chinesischen Nachwuchsleistungszentrums in Baotou in der Inneren Mongolei zur Seite stehen.
Der 1. FC Köln hat mit dem chinesischen Erstligisten Liaoning FC einen Kooperationsvertrag geschlossen. Die Rheinländer werden im kommenden Jahr ein Spiel gegen den Klub des ehemaligen FC-Stürmers Anthony Ujah bestreiten. "Vom Austausch über Grenzen hinweg profitieren alle. Fußball ist der Sport der Globalisierung. Die Sprache des Spiels versteht jeder", sagte Kölns Präsident Werner Spinner.
Schön gesagt. Aber letztlich geht es um Investitionen, die Geld bringen sollen, damit der deutsche Fußball international wettbewerbsfähig bleiben kann, wie der Chef der Europäischen Klub-Vereinigung ECA, Bayern-München-Boss Karl-Heinz Rummenigge, immer wieder gerne betont. Entwicklungshilfe also, die auch dem deutschen Fußball zugute kommen soll.
Fußball als Kitt zwischen arm und reich
Was das chinesische Interesse betrifft: Staatspräsident Xi Jinping hat den Fußball zur Chefsache erklärt. Er hofft, durch die Begeisterung für das Spiel den Kitt herzustellen, der angesichts der Risse zwischen arm, reich und Mittelschicht durch Ideologie allein nicht mehr bindend ist.
"Wir werden China bei einer WM-Bewerbung unterstützen", sagte DFB-Generalsekretär Curtius. Das Riesen-Reich will die WM spätestens 2030 ausrichten. China würde am liebsten schon 2026 Gastgeber der Endrunde sein, das Rotationsprinzip des Weltverbandes FIFA verbietet dies allerdings. Da die WM bereits 2022 in Asien (Katar) stattfindet, ist 2026 laut den FIFA-Regularien ein anderer Kontinent an der Reihe.









