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Sonnenlampe und Co: Schwimmer im Rio-Rhythmus

Paul Biedermann und seine Kollegen drehen an der Uhr
Paul Biedermann und seine Kollegen drehen an der Uhr
Foto: © imago sportfotodienst
17. Juli 2016, 11:37

Paul Biedermann und Co. leben ab sofort im Rio-Rhythmus. Am Montag fliegt das deutsche Schwimmteam ins Vorbereitungscamp nach Florianópolis, um sich in Brasilien der größten Herausforderung zu stellen: den Nachtschichten bei Olympia. Die Finalrennen zu ganz später Stunde sind eine enorme Belastung für die Athleten.

"Es ist gut, dass wir uns jetzt drei Wochen am Stück an die Bedingungen gewöhnen können. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil", sagte Bundestrainer Henning Lambertz. Zuvor hatten seine Olympia-Kandidaten schon mindestens eine Testwoche im Heimtraining durchgeführt - mit höchst unterschiedlichen Erkenntnissen.

Gute Laune verbreitete der Rio-Rhythmus aber bei niemandem. "Eine Zumutung", schimpfte zum Beispiel Rückenschwimmer Jan-Philip Glania über die Entscheidung, die olympischen Schwimmfinals im Olympic Aquatics Stadium erst ab 22.00 Uhr Ortszeit stattfinden zu lassen. Warum? Natürlich des Geldes wegen! Der US-Fernsehsender NBC hatte auf diese Zeiten gedrängt, um die amerikanischen Stars um Rekordolympiasieger Michael Phelps zur heimischen Primetime zeigen zu können.

Sonne aus der Lampe

Mehr Zuschauer bedeuten mehr Werbeeinnahmen. Doch diese Rechnung wurde ohne die Schwimmer gemacht. Sie müssen ihren kompletten Bio-Rhythmus umstellen, und das möglichst schon Wochen zuvor. Schlafen, trainieren, essen - alles findet zu einer anderen Tageszeit als gewohnt statt. Das größte Problem ist der Schlaf. Weltmeister Marco Koch probierte deshalb in einem Schlaflabor in Berlin aus, "mit einer speziellen Lampe den Tageshöhepunkt nach hinten zu verschieben."

Die Lampe nimmt er auch nach Brasilien mit. "Wir haben einfach die eigene Sonne dabei", sagte der Goldkandidat über 200 m Brust dem "SID": "Und die Fenster werden komplett zugeklebt." Das ist auch der Plan von Weltrekordler Biedermann: "Die Fenster werden wir mit Alufolie abkleben, um die Nacht zu simulieren." Gegen den Lärm, der im Olympischen Dorf nach dem Erwachen der meisten Athleten entsteht, "helfen wahrscheinlich nur Ohropax", sagte Biedermann der Tageszeitung "Die Welt". Die Schwimmer werden in Rio erst gegen ein, zwei Uhr im Bett liegen.

Nachtschichten auch für Zuschauer

"Mit Melatonin oder Baldrian können wir sicher den ein oder anderen besser zum Einschlafen bringen", sagte Bundestrainer Lambertz der "Frankfurter Rundschau". Ziel aller Maßnahmen sei, dass die deutschen Schwimmer "gegen Mitternacht nicht müde und schlapp werden".

Schon die olympischen Schwimmfinals 2008 in Peking fanden zu ungewöhnlichen Zeiten statt. Damals wurden die Finals am Vormittag und nicht am Abend abgehalten - zur Freude des US-Fernsehens und zum Leidwesen der Athleten.

Die Rio-Zeiten sind aber nicht nur für die Aktiven eine Herausforderung, der deutsche Zuschauer muss noch viel schlimmere Nachtschichten durchmachen. Die Finals beginnen wegen der Zeitverschiebung um 3:00 Uhr Morgens.

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